in letzter zeit bekomme ich wieder vermehrt anfragen von chören, die was schönes aufführen möchten. gutes beispiel ist der actus tragicus: ein ziemlich anspruchsvolles stück kammermusik, das spezialblockflöten und agile, gute spielerinnen braucht, eigentliche solisten. von der bezahlung der normalen orchestertarife sind aber diese anfragen oft weit weg, von solistischen tarifen ganz zu schweigen. scheinbar gibt es genug musikerinnen, die losrennen bei einer anfrage, um für ein trinkgeld die konzertwelt zu zerstören. würde einer der lehrer, anwältinnen, ärzte, in den oft guten, semiprofessionellen chören für einen stundenlohn von 30.- oder 40.- franken arbeiten? 

auf rückfrage höre ich fast immer: "leider ist unser budget nicht grösser" - aha. 

ja, klar! ich werde jetzt auch zu einem architekten gehen und sagen: "bau mir ein haus, ich habe 20'000! leider ist mein budget nicht grösser!" - das wird der sicher verstehen, und zum viertel-tarif arbeiten! schliesslich handelt es sich ja um eine gute sache! um kultur! 

mein wunsche wäre:
wenn ihr konzerte veranstaltet: bezahlt eure musikerinnen nach tarif.
wenn du musikerin bist: sag projekte ab, mit denen du dich zum hundersten mal selbst ausbeutest. beute dich wenigstens bei deinen eigenen projekten aus, in denen dein herzblut fliesst! 
das argument: "ich spiele halt so gern, ich werde dann entdeckt" - ist reichlich naiv. backt der bäcker in der freizeit brot, weil er es so gerne tut? und entdeckt werden wirst du nicht! 100 billigmusiker stehen hinter deinem rücken. hier wäre solidarität innerhalb der berufsgruppe gefragt!- ich habe meine konsequenzen gezogen und sage solche anfragen vehement ab, gerade auch, weil meine arbeitgeberinnen, die mich fürs unterrichten meines instrumentes angestellt haben, seit 20 jahren alles getan haben, um mich richtig gut zu bezahlen. auch ihnen gegenüber sind solche zusagen ein affront erster güte. - 

nun schluss mit der beschwerde: hier ist er: der actus tragicus: 
ein wunderschönes stück musik von bach 
- er hat ein leben lang für anständige bezahlung gekämpft!

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Authorpius strassmann